1912 Gründung des AAfl
1912 kann als offizielles Gründungsjahr für den organisierten Sportbetrieb seitens der Technischen Hochschule Darmstadt gesehen werden. Es entstehen zwei Ämter, die kooperativ den Hochschulbetrieb organisieren. Die Universität gründet das Akademische Amt für Leibesübungen (AAfL, ab 1919 Umbenennung in Akademischer Ausschuß für Leibesübungen). Parallel wird durch die Studentenschaft das Darmstädter Turn- und Sportamt des Allgemeinen Studentenverbandes gegründet, das eng mit dem AAfL kooperiert.
Generell erfährt der Sport in der Vorkriegszeit im Deutschen Kaiserreich einen Aufschwung. Neben zunehmender Bedeutung der volksgesundheitlichen Aspekte, Einflüssen aus dem Schulturnen und Schulsport sowie dem Arbeitersport spielt auch an der Hochschule die Funktion des Sports in Bezug auf Wehrertüchtigung und militärischen Drill eine Rolle.
Der Boom des Hochschulsports während der Weimarer Republik
Als maßgeblicher Motor für den Boom zu dieser Zeit ist die Studentenschaft zu nennen, die sich innerhalb der Weimarer Republik schnell organisierte und auch unter dem Aspekt der weggefallenen Wehrpflicht per Versailler Vertrag den Sport als geeignete Maßnahme sah, um Disziplin und Wehrhaftigkeit aufrecht zu erhalten.
1919 Das Gefallenendenkmal
Die älteste Spur am Standort Hochschulstadion ist das 1919 in Gedenken an die im 1. Weltkrieg gefallenen Studenten und Professoren errichtete Gefallenendenkmal. Im ersten Weltkrieg waren 249 Studenten und 10 Mitglieder des Lehrkörpers gefallen, was gemessen an den Studierendenzahlen vom Sommersemester 1914 etwa 19 % entspricht. 50 % der Studierenden hatten als Soldat am 1. Weltkrieg teilgenommen und kehrten an die Hochschule zurück.
1919 Die Situation der Studierenden
Die nach dem Krieg herrschende Einstellung innerhalb der damaligen Studentenschaft und der Hochschule lässt sich aus heutiger Sicht nur noch schwer nachvollziehen und ist wesentlich durch den verlorenen Krieg und den als „Schmach“ empfundenen Versailler Vertrag geprägt.
1919 Gründung des AStA
In Darmstadt kommt es 1919 zur Gründung des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) als Körperschaft des öffentlichen Rechts. In der Satzung des AStA wird unter dem Punkt Unterausschüsse und Ämter der „Ausschuß für Leibesübungen“ und der „Akademische Turn- und Sportausschuss“ genannt.
Die im Juli 1919 in Würzburg gegründete Deutsche Studentenschaft beeinflusst auf nationaler Ebene an allen deutschen Hochschulen massiv die Entwicklung des Hochschulsports.
1919 Nachkriegssport
Im Frühjahr 1919 veröffentlicht der Rasensportverein FC Olympia 98 (ab 11.11.1919 im Zusammenschluss mit dem DSC 05 „SV Darmstadt 98“) in den Studentischen Nachrichten den Aufruf: „Studenten treibt Sport“ und bewirbt die drei mal wöchentlich stattfindenden Übungsstunden im Fußball und der Leichtathletik für Studierende auf dem Sportplatz Heidelberger Straße.
1919 Erste offizielle TH Sportveranstaltung
Die erste offizielle TH Sportveranstaltung findet ebenfalls auf dem Sportplatz Heidelberger Straße statt. Am 23.07.1919 werden die ersten studentischen Nachkriegswettkämpfe in der Leichtathletik, im Fußball, Barlauf und Schlagball organisiert.
1920 Erste regionale Vergleichswettkämpfe in Darmstadt
1920 finden in Darmstadt mehrere regionale Vergleichswettkämpfe gegen die Universitäten Gießen, Frankfurt, Mainz, Karlsruhe und Heidelberg statt.
1921 Die Auswirkungen der Göttinger und Erlanger Studententage
Richtungsweisend für den Hochschulsport in der Weimarer Republik sind die Beschlüsse der Göttinger und Erlanger Studententage 1920 und 1921, in denen die DSt offiziell eine Sportpflicht als Ersatz für die weggefallene Wehrpflicht fordert und „[…] sportliche Übungen als die Pflicht eines jeden Studenten…“ erklärt.
In Darmstadt ist die „Sportpflicht“ zu diesem Zeitpunkt „gewünscht“ und wird als notwendig angesehen, was ein Auszug aus dem Darmstädter Hochschulführer im Sommersemester 1922 zeigt: „Die Pflege der Leibesübungen an der Technischen Hochschule Darmstadt. […] In einer großen Studentenversammlung zu Beginn des Wintersemesters 1921 stellte sich die Darmstädter Studentenschaft geschlossen hinter die Erlanger Beschlüsse…“
1921 Gründung des Akademischen Sport Clubs Darmstadt (ASC)
Am 21.06.1921 wird von Mitgliedern der Studentenabteilung des SV Darmstadt 1898 e.V. und weiteren Studierenden an der THD der Akademische Sportclub Darmstadt (ASC) gegründet. Der ASC sollte bis heute ein ständiger Begleiter des Darmstädter Hochschulsports werden, der gerade in den Anfangsjahren maßgeblich zur Entwicklung des Hochschulsports beigetragen hat.
1922 Einstellung des ersten hauptamtlichen Sportlehrers Söllinger
Ernst Söllinger begann bereits als Jugendlicher Sport zu treiben, wurde im ersten Weltkrieg als Soldat verwundet und verlor ein Auge. Nach dem Krieg begann er sein Studium an der erst 1920 gegründeten DHfL in Berlin. Zu seinen Professoren und Dozenten in Berlin zählten unter anderem Carl Diem oder Dr. Arthur Mallwitz, Gründer der Deutschen Sportmedizin. Söllinger ist auch selbst im Wettkampfsport aktiv: 1921 wird er im Weitsprung in Hamburg Deutscher Meister, 1922 Deutscher Kampfspielsieger in Berlin. Nach Beendigung seines Studiums, teilweise an der TH Darmstadt, wird er 1923 zum diplomierten Turn- und Sportlehrer ernannt und zählt damit zur ersten Generation diplomierter Turn- und Sportlehrer. Söllinger sollte den Darmstädter Hochschulsport bis 1945 stark prägen.
1922 Bau des Hochschulsportplatzes
Ein weiterer Punkt im Erlanger Programm ist die Schaffung eigener Sportstätten. Im SS 1922 beginnt der Bau des Sportplatzes am Böllenfalltor (heutiges Hochschulstadion). Der Entwurf stammt von Prof. Dr. Ing. Enno Wilhelm Heidebroeck.
Ein Großteil der Arbeiten wird ehrenamtlich von Studenten durchgeführt und der Sportplatz im Rahmen der Deutschen Hochschulmeisterschaften der Leichtathletik, im Turnen und im Schwimmen (Woog) eingeweiht.
1923 Sportbetrieb
Im Sommersemester 1923 werden „Leibesübungen“ erstmals als Lehrfach in den Stundenplan aufgenommen und damit mehr oder weniger verpflichtend. Im Bericht des Afl heißt es zur Notwendigkeit: „Nicht das neue Rekorde aufgestellt werden ist das wichtigste, nein, die ganze Studentenschaft muss von dem Gedanken erfasst werden, dass gerade heute, wo durch die Stürme der letzten Jahre die Grundpfeiler unseres Volkes zermürbt sind, der Sport dazu berufen ist, unseren Körper zu stählen und widerstandsfähiger zu machen.“
1926 Die Otto-Berndt-Halle
Als weitere Sportstätte kommt 1926 die Otto-Berndt-Halle hinzu, in welcher sich „[…] tagsüber die Kandidaten bei den (Sport-)Prüfungen quälten und abends bei fröhlicher Gymnastik und harter Kampfschulung der Schweiß floss…“. (Söllinger). Neben der Nutzung als Turnhalle, wird die Halle auch für Festakte und Versammlungen genutzt.
1929 Ausbau zum Hochschulstadion
Nach Warschau, Rom und Paris wird Deutschland von der Confederation Internationale des Etudiants (CIE) als Austragungsort für die 4. Internationalen Studierendenmeisterschaften nominiert und Darmstadt vor anderen großen Universitätsstädten wie Berlin, Hamburg, Dresden oder Köln von der DSt ausgewählt. Deren Durchführung erfordert einen weiteren Ausbau der Wettkampfstätten und im Zuge dieser „reichswichtigen“ Veranstaltung erhält der Sportplatz seinen eigentlichen Ausbau zum Hochschulstadion.
1929 Einweihung des Waldemar-Petersen-Hauses
Am 15. Dezember 1929 wird das Waldemar-Petersen-Haus in Hirschegg/Allgäu eingeweiht. Das als Skihütte und Erholungsheim der TH geplante Gebäude wurde aus einer von Rektor Prof. Petersen gegründeten Stiftung finanziert. Ab 1929 finden dort die TH eigenen Skikurse für Studenten und das Training der hochschuleigenen Skimannschaft statt.
1930 Die 4. internationalen Studentenmeisterschaften in Darmstadt
Am 1. August 1930 beginnen die 4. Internationalen Studentenmeisterschaften im Hochschulstadion vor mehr als 10.000 Zuschauern. 33 Nationen nehmen in den nächsten Wochen an den Wettkämpfen in und um Darmstadt teil, im gesamten Gebiet der Weimarer Republik wird täglich über aktuelle Ergebnisse in der Presse und im Radio berichtet. Für die Dauer der Veranstaltung ist Darmstadt sportlich der Nabel der Weimarer Republik. Die Meisterschaften stellen den Höhepunkt in der bisherigen Entwicklung des Darmstädter Hochschulsports dar. Neben einem Besuch des Luftschiffes Graf Zeppelin sind viele Prominente aus Sport und Politik unter den Zuschauern.
Sportlich und organisatorisch sind die Meisterschaften ein voller Erfolg, besonders Ernst Söllinger wird in vielen Dankesschreiben für seine Leistung geehrt. Der Hessische Staatspräsident und Minister für Kultur und Bildungswesen, Adelung, verleiht ihm als Anerkennung die Amtsbezeichnung „Direktor“.