Wanderfahrt auf der Ruhr 2015: Von Wetter nach Essen

Ein Bericht von Tobias.

Die diesjährige Wanderfahrtsaison der Ruderriege hat Benedikt genutzt und eine schlanke Wanderfahrt geplant, die auf dem Wasserweg durch seine Heimat führte – auch um ein paar weit verbreitete Vorstellungen über das Ruhrgebiet gerade zu rücken. Die Ruhr hatte dann auch ein paar Überraschungen für uns bereitgehalten.

Freitag, 31.7. – Anreise nach Wetter (Ruhr)

Abendessen auf dem Steg
Abendessen auf dem Steg

Die Ruhr also! Trotz leichter Rückschläge durch einige Freitagnachmittagstaus, etwas zu optimistischer Zeitplanung und selbstverschuldeten Umwegen (erst Navi anschalten, dann losfahren!) kommen wir doch noch zu einer angemessenen Zeit in unserer ersten Unterkunft, dem Bootshaus der SG DEMAG an. Der Verein liegt am sogenannten Obergraben der Ruhr beim Hartkortsee und vermittelt am Abend bereits einen ersten Eindruck davon, wie das Ruhrgebiet in Wirklichkeit ist: Idyllisch, grün und ruhig. Um das Abendessen brauchten wir uns dieses Mal nicht zu kümmern, denn das Essen war bereits fix und fertig und konnte auf dem Bootssteg serviert werden, sodass wir gestressten Studenten am ersten Abend tatsächlich einmal richtig entspannen konnten. Einige Teilnehmer, die schon auf der Lahn mit dabei waren, wunderten sich in Anbetracht des in Sichtweite liegenden Wehrs noch kurz, warum wir denn nun doch wieder direkt vor so einem Hindernis einsetzen, aber Benedikts Begründung anhand der Inseltheorie war zu kompliziert und wurde mehrheitlich zusammen mit einem Getränk der Wahl stillschweigend runtergeschluckt.

Samstag, 1.8. – von Wetter nach Hattingen

Stromschnellen bei Wetter
Stromschnellen bei Wetter

Früh morgens war leider schon die Nacht zu Ende, denn wir wollten das kurze Wochenende ja nutzen, um möglichst viel zu rudern. Der erste Blick am Morgen einer Wanderfahrt geht traditionell immer gen Himmel und dieser Wettercheck sah vielversprechend aus: Purer Sonnenschein, wie wir ihn mittlerweile auf unseren Ausflügen fast schon gewohnt sind. Die folgenden Erlebnisse dieses Tages sind dann allerdings zu zahlreich, um hier in aller Ausführlichkeit genannt zu werden. Nur so viel: Die Ehre, als erfahrener Steuermann zu gelten, erweist sich bald als nahezu unerfüllbare Erwartung, das anvertraute Boot nicht vollends zu schrotten, denn die Ruhr wartet mit Stromschnellen, Untiefen, Bootsgassen und allen möglichen und unmöglichen Arten von An- und Ablegestellen auf. Immerhin hält sich das ansonsten so nervige Schleusen in Grenzen, da mit einer Ausnahme alle Anlagen außer Betrieb sind. So müssen wir insgesamt fünf Mal die vollgepackten Boote umtragen. Mit einem resignierenden Lächeln stellen wir nach unserer Ankunft in Hattigen schließlich fest, dass der liebe Rudergott unser Domizil für den Abend, das Bootshaus des ansässigen Rudervereins, auf einem Berg gebaut hat. Ein letztes Mal also Sachen schleppen, bevor wir uns unter den frisch sanierten Duschen die Anstrengungen des Tages abspülen dürfen. Übrig bleiben die Erinnerungen an die schönen Stellen, die wir an diesem Tag befahren haben, denn morbiden Industriecharme konnten wir keinen finden.

Sonntag, 2.8. – von Hattigen zum Baldeneysee

Bootsgasse nach Ruderergeschmack
Bootsgasse nach Ruderergeschmack

Auf der letzten Etappe durften wir einige nette Mitglieder des Rudervereins in Essen Steele kennenlernen, die uns mit einem Ersatzteil aushalfen und uns nachdrücklich zu ihrer bevorstehenden Kurzstreckenregatta, dem Vierer-Cup, einluden. Den Abschluss bildete eine Fahrt über den langgestreckten Baldeneysee, auf dem mit zahlreich vorhandenen Segelbooten, Kanuten und einer weißen Flotte erstaunlich viel Betrieb herrscht. Bei der Ruderriege ETUF endet unsere kurze Wanderfahrt und es beginnt die Routine aus dem Abriggern und Aufladen der Boote. Schön, dass es mit der Wanderfahrt geklappt hat, aber auch schade, dass sie nur so kurz war.

Abends auf dem Steg in Wetter

Am Morgen Aufbruch bei schönstem Sonnenschein

Einstellen eigentlich umsonst, da hinten ist schon das Wehr

Einsetzen vor Industriekulisse

Ist es das Ruhrgebiet oder ein Fjord in Norwegen?

Ruhrpanorama

Aussicht auf die Ruhr in Hattingen vor dem Wehr

Die Gasse in Hattingen hat es selbst beim Treideln in sich

Westfälische Allgemeine Zeitung, 03. August 2015