Lahnwanderfahrt 2011 von Wetzlar nach Bad Ems

In einigen Bereichen unübertroffen ist die Wanderfahrt auf der Lahn 2011. Vereint sie doch unnachahmlich den Charme der organisatorischen Unbeholfenheit mit perfekten Ruderkonditionen und einem Quäntchen Glück zu einem Wochenende mit hohem Erinnerungswert. Die Route führte auf einer erstaunlich wenig Wasser führenden Lahn von Wetzlar nach Bad Ems.

Lahnwanderfahrt 2011 von Wetzlar nach Bad Ems

Ein Erfahrungsbericht von Tobias.

Mittwoch 1.6. – Abfahrt nach Wetzlar

Es gibt natürlich auch noch wichtigere Dinge, als Wanderfahrten, weshalb sich unser Trainer Philipp noch während der Planungen deutlich dahingehend geäußert hat, dass der komplette Ausflug keinesfalls die intensiven Vorbereitungen für die Teilnahme an den Deutschen Hochschulmeisterschaften beeinträchtigen dürfe. So musste die Abfahrt am Mittwochabend nach dem Wettkampftraining auf 21.00 Uhr verlegt werden. Um dieser aufkommenden unerhörten Ungemütlichkeit entgegen zu wirken, hat sich Anna – eine Freundin von Daphne – kurzerhand dazu entschlossen, eine Horde (genaue Zahl: 14) ihr unbekannter Ruderer zu sich nach Hause in Wetzlar (genaue Größe: Zweizimmerwohnung) für eine Übernachtung und ein Abendessen einzuladen. Das Essen war lecker und Annas Gastgeberqualitäten sind nicht in Frage zu stellen. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön dafür! Aufgrund der Tatsache, dass hinter den meisten Teilnehmern eine anstrengende Trainingseinheit lag und sich die Zeitspanne zur nächsten Nahrungsaufnahme größer als gewohnt darstellte, wurde unser Bierkontingent an diesem Abend erfreulicherweise geschont.

Donnerstag 2.6. – Wetzlar nach Weilburg

Rast an einer Flussbiegung
Rast an einer Flussbiegung

Wie unser Trainer hatte sich auch Axel so seine Gedanken zu unserer Planung gemacht und mehrfach darauf hingewiesen, dass Wetzlar ein heißes Pflaster für Ruderboote ist und der Punkt für den Start einer Wanderfahrt gut ausgesucht werden sollte. Was bei einer Nichtbeachtung dieser Warnung, bei einem Einsetzen der Boote an einem weniger geeigneten Ort, geschieht, durften dann prompt alle Teilnehmer erleben: Auf einer Strecke von 1000 Metern befinden sich zwei Wehre mit „gut ausgebauten, aber langen“ Umtragewegen. In Gegenwart der vorbeiziehenden gut ausbauten Einsetzmöglichkeit hinter den beiden Obstakeln stellte sich die Erkenntnis ein, dass GIG-Vierer, beladen mit Proviant und Gepäck von sechs Personen sowie mit eingelegten Skulls, sich sehr unhandlich zeigen können. Die restliche Etappe nach Weilburg legte landschaftlich schon fast eine übertriebene Idylle an den Tag: Stellenweise ragen die blühenden Seerosen an beiden Ufern so weit in die Flussmitte, dass die Skulls beim Einsetzen auf beiden Seiten darin hängen bleiben und ab und zu laden Sandbänke an Flussbiegungen dazu ein, Rast in der Sonne zu machen – es gibt Unangenehmeres im Leben.

Freitag 3.6. – Weilburg nach Limburg

Schifffahrtstunnel in Weilburg
Schifffahrtstunnel in Weilburg

Der nächste Morgen konnte gleich mit einer Attraktion aufwarten. Obwohl sich alle darauf gefreut hatten, die Altstadt Weilburgs auf der Lahn zu passieren und die Boote erneut zweimal umtragen zu müssen, bestand das Planungsteam regelrecht darauf, mit der Passage des Weilburger Schifffahrtstunnels ein Industriedenkmal zu bestaunen. Allen Nachahmern sei verraten: Zeit kann man aufgrund der sich anschließenden Doppelschleuse nicht sparen und Besitzer von Galeeren sollten ebenfalls den langen Weg wählen, denn selbst verhältnismäßig schmale Ruderboote kratzen mit ihren Skulls auf beiden Seiten an den Tunnelwänden. In Limburg angekommen durften wir im fürstlichen Clubhaus des ansässigen Rudervereins mit Blick auf den Dom gastieren.

Samstag 4.6. – Limburg

Limburger Dom mit David, Tobi und Axel (v.l.)
Limburger Dom mit David, Tobi und Axel (v.l.)

Der Spähtrupp konnte am nächsten Morgen dort, wo wir in der letzten Nacht eigentlich wörtlich unsere Zelte aufschlagen wollten, nur noch eine ungemähte Wiese mit einer weidenden Kuh ausmachen – der Campingplatz war verschwunden. So fiel die letzte Etappe nach Bad Ems leider aus und wir mussten wertvolle Lebenszeit mit der Erkundung der Limburger Altstadt und dem mäßigen Genuss von Bier verschwenden. Angesichts eines der schwersten Sommergewitter des Jahres mit Sturm und Platzregen in der Nacht kann man allerdings darüber streiten, ob es im Zelt wirklich schöner gewesen wäre. Nacheinander wurden dann am Abend der Italiener in der Innenstadt, die legendäre Tonne in Limburg (guter Hausschnaps) und standesgemäß der Musikpark aufgesucht. Die zeitliche Dichte dieser Ereignisse hat womöglich zu der etwas verspäteten Abfahrt am nächsten Morgen geführt, aber irgendwas ist ja immer.